Entwicklung des Stadtnamens von Wien

von Georg Deutsch

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Man könnte auch noch auf eine Besonderheit hinweisen, die wohl nur sehr wenige Städte haben.
Die meisten Stadtnamen in den verschiedenen Sprachen basieren auf der selben Wortwurzel (Prag-Praha-Prague etc.), in manchen Fällen auf zwei verschiedene (Ödenburg-Sopron), selten auch drei (Pressburg-Bratislava-Poszony).

Die verschiedenen Namen von Wien sind jedoch auf vier oder fünf verschiede Wurzeln zurückzuführen:

1. VI-ENA
- (diphtongisch) - die althochdeutsche Form, von dem sich die meisten Bezeichnungen ableiten, meistens von der alten diphtongischen Form, die sich auch noch im Wienerischen (Wean) erhalten hat. Das jüngere heutige deutsche Form VI:N mit einem langem "I" ist in anderen Sprachen eher selten und dann v.a. in Sprachen, die keine alte Beziehung zu Wien haben (Japanisch, Indonesisch etc). (Oft erhält sich in anderen Sprachen eine ältere Form, zB verweist Prag auf das alttschechische Praga oder Belgrad auf das altserbische Belgrado)

2. VIDEN
in Tschech, Poln., Slovakisch und Ukrainisch ist keine Variante von WIEN, sondern ist die alte tschechische Bezeichnung für das, was heute der Namen für den 4. Bezirk ist. Der Namen wurde von den Tschechen auf die ganze Stadt übertragen

3. BECS
Ich glaube, die zunächst ungarische Bezeichung wurde von den Kroaten u.a. übernommen (keine Ahnung von der Herkunft dieser Bezeichnung - würde mich selber interessieren.)

4. DUNAJ
Nur für die Slowenen ist offenbar Wien DIE Donaustadt.

Wenn man das Lateinische noch dazunimmt, gäbe es noch eine 5. Wurzel, denn WIEN ist höchstwahrscheinlich keine Ableitung von VINDOBONA, obwohl beide Namen wohl keltischen Ursprungs ist. Der Name WIEN selber kommt vielmehr vom keltischen Flußnamen WIEN (VIENNe), daher auch nicht nur ein reiner Zufall, dass es im ebenfalls ehemalig kelitschen Frankreich denselben Flußnamen (und Ortsnamen) gibt.

Georg Deutsch
Noordwijk, Holland